Studie: 53% der deutschen Arbeitnehmer befürworten Sechs-Stunden-Tag

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Überstunden sind im deutschen Arbeitsmarkt gang und gäbe. Im ganzen letzten Jahr machten Arbeitnehmer, laut des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung „im Durchschnitt 20,9 bezahlte Überstunden und damit 1,2 Stunden mehr als im Vorjahr“. Die Zahl der unbezahlten Überstunden sank um 0,3 Stunden auf 24 Stunden. Da bleibt nicht viel Zeit für Stressabbau im Privatleben. Kein Wunder also, dass am Anfang dieses Jahres ein alternatives Arbeitszeitmodell weitläufig für Aufmerksamkeit sorgte. In Schweden hatte die Stadtgemeinde Göteborg ein zweijähriges Experiment beendet, bei dem die Mitarbeiter eines staatlichen Altersheims einen Sechs-Stunden-Tag arbeiteten, und das bei vollem Lohnausgleich. Wie das Nachrichtenportal Bloomberg berichtete, waren die Angestellten nicht nur motivierter und seltener krank, sondern auch viel produktiver.

Diese Erkenntnis hat Viking zum Anlass genommen, um eine eigene Studie durchzuführen. Wir wollten wissen, was deutsche Arbeitnehmer über den Sechs-Stunden-Tag – ohne vollen Lohnausgleich – denken. Mithilfe des britischen Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov wurden dazu in Februar dieses Jahres 1017 deutsche Berufstätige im Mindestalter von 18 Jahren befragt.

Weniger Stress, mehr Zeit für die Familie

Unsere Studie ergab, dass sich auch in Deutschland die meisten Angestellten positiv über eine Verkürzung ihres Arbeitstags aussprechen. Rund 53 % der Studienteilnehmer antworteten positiv und würden sich einen kürzeren Arbeitstag – sogar ohne vollen Lohnausgleich – wünschen. Insbesondere Arbeitsnehmerinnen, genau genommen 55 % der weiblichen Befragten, waren diesem Modell positiv gegenüber eingestellt. Bei der Hälfte der männlichen Arbeiter fand das Modell Befürworter.

Jedoch gaben beide Geschlechter unterschiedliche Gründe dafür an. Unter den Arbeitnehmern, die mehr als sechs Stunden arbeiten, gab ein großer Teil der befragten Frauen (48 %) an, sie würden sich bei einem Sechs-Stunden-Arbeitstag weniger gestresst fühlen. Die Top-Antwort unter den Männern (40 %) war, dass sie so mehr Zeit mit der Familie verbringen könnten. In der Gesamtaufschlüsselung der Studie waren dies auch die meist genannten Gründe der Sechs-Stunden-Tag-Befürworter. Nur 21 % der weiblichen und 24 % der männlichen Studienteilnehmer gaben an, sich darüber Sorgen zu machen, in nur sechs Stunden ihr Arbeitspensum zu schaffen.

Clemens Zierler, Geschäftsführer des Instituts für Arbeitsforschung und Arbeitspolitik an der Johannes Kepler Universität Linz findet, dass ein Sechs-Stunden-Tag einen durchaus positiven Effekt auf die Wirtschaft haben könnte: „Ein positiver Effekt könnte eine höhere Beschäftigungsquote und damit geringere Arbeitslosenzahlen sein. Positiv für Unternehmen wird aus verschiedenen Beispielen auch oft eine höhere Produktivität von Unternehmen angeführt.“  Andererseits würden von Arbeitgeberseite die mit dem Modell (unter der Annahme der Arbeitnehmerforderung nach vollem Lohnausgleich) verbundenen höheren Kosten negativ aufgeführt, so Herr Zierler. „Ökonomisch sinnvoll ist ein solches Modell also nur dann, wenn die damit verbundenen Produktivitätsgewinne (motiviertere und leistungsfähigere Mitarbeiter, die seltener krank sind und weniger Fehler machen) die höheren Kosten der Anstellung von mehr Mitarbeitern kompensieren.“Sechs-Stunden-Tag beliebt bei Branchen mit hoher Belastung

Viking wollte außerdem herausfinden, für welche Branchen ein alternatives Arbeitszeitmodell am meisten Sinn machen würde. Laut unseres Experten, Herrn Zierler, wäre es „vor allem in Branchen mit starker Belastung denkbar und in jenen Bereichen, in denen hohe Konzentration gefordert ist. Genannt wird hier regelmäßig der Gesundheitsbereich.“
Das bestätigen die Studienresultate, die zeigen, dass Arbeitnehmer, die in der IT- und Kommunikationsbranche (64 %), Finanzwesen (60 %), Gesundheitswesen (58 %), Bauwesen (57 %) und in der Bildung (56 %) beschäftigt sind, ein verkürztes Modell am ehesten befürworten würden.

Interessant bei den Ergebnissen ist aber auch, dass Beschäftigte in der Baubranche dem schwedischen Modell am skeptischsten gegenüberstehen. Warum das so ist, lässt sich aus den Gründen erkennen, die von den einzelnen Branchen am meisten genannt wurden. Obwohl 41 % Befragten in der Baubranche angaben, sie würden sich mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen können, gaben rund ein Viertel (27 %) an, dass sie sich einen Sechs-Stunden-Arbeitstag nicht leisten könnten. 26 Prozent gaben an, dass ein Sechs-Stunden-Tag leider nicht mit ihrem Job kompatibel wäre.

Jüngere Generation sind größte Befürworter

Eines der überraschendsten Ergebnisse der Viking-Studie jedoch, ist der Vergleich der Gegner und Befürworter unter den unterschiedlichen Altersgruppen. Besonders unter der jüngeren Generation fand das alternative Arbeitszeitmodell Unterstützung. Fast 6 von 10 Arbeitnehmern (58 %), die in die Altersgruppe 18 bis 34 Jahre fielen, würden eine Verkürzung der Arbeitszeit begrüßen. Davon begründeten 58 %, dass sie sich dadurch weniger gestresst und gesünder fühlen würden. In der Altersgruppe der 45 – 54-Jährigen würden sich knapp über die Hälfte (53 %) der Teilnehmer einen kürzeren Arbeitstag wünschen. Die Prozentzahl der Unterstützer nimmt im höheren Alter eindeutig ab, mit nur 49 % derjenigen die sich in die Altersgruppe 55+ einordneten. Rund ein Drittel (32 %) dieser Studienteilnehmer gaben an, ihren Lebensstil und den ihrer Familie nicht erhalten zu können. Ein weiteres Drittel (31 %) könnte es sich nicht leisten weniger zu arbeiten.

Wie sich an der überwiegend positiven Reaktion der Studienteilnehmer zeigt, stünde von Seiten der Arbeitnehmer einem Sechs-Stunden-Tag nichts im Wege. Doch nun stellt sich die Frage, ob sich alternative Arbeitszeitmodelle auch hierzulande durchsetzen könnten. „Vorstellbar ist es,“ so Arbeitsexperte Clemens Zierler, „allerdings nur sehr langsam. Es bräuchte dazu positive Beispiele, in denen das Modell angenommen und erfolgreich praktiziert wird. Vorstellbar wäre zum Beispiel, größere Spielräume für Versuchsmodelle zu schaffen, welche sozialpartnerschaftlich und wissenschaftlich begleitet werden. So könnten individuelle Lösungen für Betriebe oder sogar einzelne Personen gefunden werden. In solchen speziellen Vereinbarungen zwischen einzelnem/r Arbeitnehmer/in und Arbeitgeber/in liegt aus meiner Sicht die Zukunft moderner Arbeitsgestaltung, vor allem in Hinblick auf stetig erweiterte Möglichkeiten aufgrund neuer Technologien.“

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