Ruhig führen: die Stärken introvertierter Chefs
Mitarbeitergespräche führen, Entscheidungen durchsetzen, Kunden überzeugen und Networking betreiben: Der Chefsessel scheint nichts für zurückhaltende Menschen zu sein.
Dennoch gibt es eine ganze Reihe prominenter Beispiele für Menschen, die als ruhig und zurückhaltend gelten und dennoch erfolgreiche Unternehmer sind: Mark Zuckerberg (Facebook) und Bill Gates (Microsoft) ebenso wie Google-Gründer Larry Page und der Deutsche Karl Albrecht (Aldi).
Haben stille Menschen also doch das Potenzial, ein Unternehmen aufzubauen und Mitarbeiter erfolgreich zu führen?
Anscheinend. Entscheidend ist zunächst herauszufinden, ob jemand wirklich Angst vor sozialen Kontakten oder einfach nur eine stille Persönlichkeit hat. Ist letzteres der Fall spricht nichts dagegen, ein erfolgreicher Chef zu sein. Im Gegenteil: Die Potenziale introvertierter Menschen werden oft unterschätzt. Stillere Menschen können nach Ansicht von Fachleuten besonders besonnene Führungskräfte sein. Und Mitarbeiter schätzen die Fähigkeit leiser Chefs, sich einzufühlen und zuzuhören.
Sylvia Löhken hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben und meint: „Intros haben ganz eigene Stärken. Das ist ihr langer Atem, die Fähigkeit, dicke Bretter zu bohren und ihr Bedürfnis nach Sicherheit, das im Job sehr nützlich sein kann.” Eine Studie belegt sogar, dass ruhige Vorgesetzte in einer dynamischen Umgebung oft die effektiveren Führungspersönlichkeiten sind, da sie besser zuhören und offener für Vorschläge seien. Introvertierte Chefs sind daher ideal für die flexiblen und kreativen Arbeitsumfelder von heute.
Dennoch kann es für stille Menschen eine große Herausforderung sein, die Führungsrolle einzunehmen. Hier ein paar Tipps, wie dies leichter gelingt:
- Bei Veranstaltungen keinen wahllosen Smalltalk führen, sondern tiefere Gespräche. Das kommt auch beim Gesprächspartner gut an, der sich an den besonderen Austausch sicherlich erinnert.
- „Management by walking around” ist eine gute Methode für ruhige Chefs: Besuchen Sie die einzelnen Mitarbeiter an ihrem Schreibtisch und führen Sie persönliche Gespräche.
- Bauen Sie sich im Arbeitsalltag ganz bewusst Pausen und Rückzugsmöglichkeiten ein, um auftanken zu können.
- Der persönliche Kontakt zu Mitarbeitern und Geschäftspartnern ist zwar wichtig, doch nicht immer zwingend notwendig. Oft ist eine Email mit einer eindeutigen und durchdachten Botschaft ebenso effektiv.
- Ganz wichtig: Verstellen Sie sich niemals! Sie müssen nicht offen und impulsiv sein. Das ermüdet nur und macht krank.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg auf Ihrem Weg – auch wenn er leiser ist als andere!