So arbeiten deutsche Büroangestellte
Ein 3-Jahres-Rückblick auf unsere Studien
In den letzten drei Jahren haben wir untersucht, wie deutsche Arbeitnehmer eigentlich ticken. Wir haben seit 2017 zehn Umfragen in Auftrag gegeben und unsere Schränke platzen schon vor lauter Ordner, denn es sind ganz schön viele Informationen zusammengekommen. Die Highlights unserer Umfragen wollten wir zu Jahresbeginn noch mal unter die Lupe nehmen, um ein Gesamtbild der deutschen Belegschaft zu erhalten.
Die Themen unserer Umfragen behandeln unterschiedliche Aspekte, denn unsere Studien über den Sechs-Stunden-Arbeitstag und Sabbaticals sind sehr aussagekräftig zum Thema Motivation und Stress im Büroalltag, während andere Studien weitere Einblicke ins kollegiale Miteinander bieten, wie zum Beispiel unsere Studien über Beziehungen und Mobbing am Arbeitsplatz.
Insgesamt haben wir in den letzten Jahren knapp 9000 ArbeitnehmerInnen in Deutschland ab 18 Jahren befragt. Die wichtigsten Erkenntnisse haben wir in einem Video zusammengetragen:
Stress und Produktivität
Ein etwas anderes Arbeitszeitmodell
Einen Trend haben wir schon früh erkannt, denn im europäischen Vergleich wird klar, dass die Deutschen besonders viele unbezahlte Überstunden machen. Wir haben uns überlegt, ob ein etwas anderes Arbeitszeitmodell wie der Sechs-Stunden-Tag eine gute Lösung wäre, um produktiver zu arbeiten und gleichzeitig von einer besseren Work-Life-Balance zu profitieren. Dabei gaben 53 % der Befragten an, dass sie sich auch ohne vollen Lohnausgleich einen kürzeren Arbeitstag wünschen. Die Gründe für den Sechs-Stunden-Tag unterscheiden sich bei den Geschlechtern.
48% der befragten Arbeitnehmerinnen würden sich weniger gestresst fühlen
40% der männlichen Kollegen würden mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen
Das alternative Arbeitszeitmodell ist besonders in beruflich stark belasteten Branchen beliebt. Die Top 3 Branchen, in denen knapp 3 von 5 Angestellten ein verkürztes Arbeitszeitmodell besonders befürworten, sind:
- IT- und Kommunikation (64 %)
- Finanzwesen (60 %)
- Gesundheitswesen (58 %)
Das Sabbatical
Es gibt noch andere Lösungen, um dem Dauerstress und kontinuierlichen Leistungsdruck zu entkommen: Über 87 % der Arbeitnehmer würden gerne ein Sabbatical nehmen.
Die Mehrheit, die diesen Schritt gewagt hat, profitiert von einer Auszeit, denn 80 % unserer Befragten gaben an, sich nach dem Sabbatical glücklicher zu fühlen; zwei Drittel gaben an, mehr Energie zu haben und sich weniger gestresst zu fühlen.
Die Mehrheit der Arbeitnehmer (58 %) sind nach ihrer Auszeit sogar zum gleichen Unternehmen zurückgekehrt. Diese Unternehmen profitieren daraufhin auch von motivierteren Mitarbeitern, die mit neuem Blick auf die Dinge schauen.
Kunst im Büro
Verkürzte Arbeitszeiten und längere Auszeiten eignen sich vielleicht nicht für jeden Betrieb. In diesem Fall können Unternehmen mit Kunstwerken ebenfalls Produktivität steigern, denn 69 % der befragten Studienteilnehmer glauben, dass Kunst im Büro Stress reduziert. Diese Studie hat viele positive Erkenntnisse ans Licht gebracht, denn Arbeitnehmer sind davon überzeugt, dass:
- Kunst Produktivität auf der Arbeit steigert (64 %)
- Kunstobjekte die Kreativität fördern (69 %)
- Kunst am Arbeitsplatz einen positiven Eindruck auf potenzielle Kunden und Arbeitnehmer macht (67 %)
Weniger Stress und eine ausgewogenere Work-Life-Balance – danach sehnen sich viele Beschäftigte in Deutschland. Gegenwärtig prokrastinieren noch 23 % aller Arbeitnehmerinnen aufgrund von Stress, und Arbeitgeber können mit ein paar flexiblen Maßnahmen auch von den positiven Auswirkungen auf Ihre Mitarbeiter profitieren, denn eine positive Arbeitsmoral macht den Arbeitstag noch produktiver!
Kollegen und Konflikte
Romantik im Büro
In unserer ersten Studie, die sich genauer mit Beziehungen am Arbeitsplatz beschäftigt, geht es heiß her, denn die meisten Deutschen verbringen mehr Zeit mit den lieben Kollegen als mit ihren Freunden oder sogar der eigenen Familie, und das verbindet natürlich.
Knapp die Hälfte (42 %) gaben zu, dass sie mit Kollegen ausgegangen sind und pikant wird es bei der Frage um den One-Night-Stand mit Mitarbeitern. Da spalten sich die Angaben zwischen den Geschlechtern, denn jeder fünfte Mann gibt an, einen One-Night-Stand mit einer Kollegin gehabt zu haben. Bei den weiblichen Studienteilnehmerinnen ist es nur jede Zehnte.
Mobbing unter Kollegen
Was passiert jedoch, wenn man viel Zeit mit Kollegen verbringen muss, die man nicht leiden kann? Eine traurige Realität ist, dass mehr als 60 % der deutschen ArbeitnehmerInnen Mobbing am Arbeitsplatz erfahren haben. Mehr als ein Drittel gaben an, bereits Zeugen von Mobbing am Arbeitsplatz gewesen zu sein und jede/r Zweite glaubt auch, das Mitarbeitende in ihrem Unternehmen ohne Konsequenzen mit Mobbing durchkommen können, denn das Vertrauen in Vorgesetzte, eine Konfliktsituation am Arbeitsplatz zu erkennen, ist nicht sehr groß: Nicht einmal ein Viertel der Manager sind ausgebildet, um mit Mobbing im Team umzugehen.
Tätowierte Mitarbeiter
Eine Feindseligkeit unter Kollegen haben wir auch in unserer Studie über persönliche Erfahrungen mit Tattoos am Arbeitsplatz entdeckt. 37 % der Arbeitnehmer gaben an, negative Erfahrungen gesammelt zu haben. Einige wurden sogar von ihren Mitarbeitern beschimpft, dass ihre Tätowierungen „dumm“, „kindisch“ und „ekelhaft“ seien. Die Zukunft muss dennoch nicht trist aussehen, obwohl jeder 10. Arbeitnehmer glaubt, dass die eigenen Tattoos einen negativen Einfluss auf die berufliche Wahrnehmung haben, sind sich 34 % sicher, dass sich die Wahrnehmung von Tattoos in Zukunft verbessern wird und es gibt auch durchaus Branchen in denen Tattoos positiv gesehen werden, wie zum Beispiel in kreativen Berufen.
5 Generationen in einem Büro
Weiteres Konfliktpotenzial besteht auch generell in Büros, in denen fünf Generationen aufeinandertreffen. In einer weiteren Studie haben wir aufgedeckt, dass die Zusammenarbeit mit der jüngsten und der ältesten Generation konfliktbehaftet ist. Dabei treffen unterschiedliche Arbeitseinstellungen aufeinander und Machtkämpfe verschärfen die Situation. Bei einer Sache sind sich jedoch alle Generationen einig – mit der Generation Z müssen sich die meisten erst noch zusammenraufen. Etwa ein Drittel der Baby Boomer, der Generation X und der Millennials haben Probleme mit der Arbeitseinstellung der jüngsten MitarbeiterInnen.
Ein besseres Arbeitsumfeld schaffen
Was können Arbeitgeber und Arbeitnehmer tun, um ein besseres Arbeitsumfeld zu schaffen? Wir haben Experten aus unterschiedlichen Bereichen gebeten, unsere Studienergebnisse zu kommentieren. Dabei wird eines ersichtlich: Kommunikation ist das A und O.
Klaudia Lux, Expertin im Bereich Mediation und Coaching, verrät Strategien, die man unter Kollegen einsetzen kann, um ein besseres Miteinander zu fördern, dazu gehören: Wertschätzung, Verständnis, gemeinsame Gespräche und Erlebnisse, Kompromissbereitschaft
Unter anderem haben wir Coach und Berater Carsten Alex gefragt, was Unternehmen für Arbeitnehmer tun können, um Stress vorzubeugen:
„Manager müssen geschult werden, damit diese die Belastungsgrenzen ihrer Mitarbeiter erkennen und denen dann gezielt entgegensteuern können. Es muss immer vorbeugend gehandelt werden, da der Mitarbeiter, der bereits krank ist, auch wenn er ein Sabbatical nimmt, immer wieder zurück in alte Muster fallen wird.“
Um ein besseres Verhältnis zur eigenen Work-Life-Balance und zu Kollegen zu schaffen, sollten ArbeitnehmerInnen in jedem Fall mehr und achtsamer miteinander kommunizieren. Egal ob es um das stressige Arbeitspensum geht oder Konflikte mit Kollegen. Auch wenn diese Gespräche nicht einfach sind: Eine Lösung kann erarbeitet werden.
Wir werden auch in den kommenden Jahren hart daran arbeiten, Themen zu erkunden, die Arbeitnehmer in deutschen Büros bewegen, und freuen uns unsere Erkenntnisse auch in Zukunft zu teilen!
Was meinen Sie, welche Themen sollen wir uns für unsere nächsten Studien genauer anschauen? Teilen Sie uns Ihre Meinung gerne auf unserer Facebook-Seite oder auf Twitter mit.
Quellenangabe
Folgende Umfragen haben wir uns genauer angeschaut:
- Sechs-Stunden-Arbeitstag (1017 Teilnehmer, 2017)
- Sabbatical-Studie (514 Teilnehmer, 2017)
- Frauen-Umfrage zur Gender Pay Gap (1000 Teilnehmer, 2017)
- Prokrastination im Büro (230 Teilnehmer, 2018)
- Beziehungen am Arbeitsplatz (1000 Teilnehmer, 2018)
- Mobbing am Arbeitsplatz (1000 Teilnehmer, 2019)
- Kunst im Büro (1000 Teilnehmer, 2019)
- Networking-Studie (1000 Teilnehmer, 2019)
- Tattoos am Arbeitsplatz (1000 Teilnehmer, 2019)
- Generationenkonflikt im Team (1000 Teilnehmer, 2019)