Studie: Herausforderungen im Homeoffice

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Zu Zeiten der COVID-19-Pandemie sehen sich viele Deutsche zum ersten Mal mit der Arbeit im Homeoffice konfrontiert. Während diese Option schon vor den Ausgangsbeschränkungen in einigen Unternehmen vorhanden war, ist die Arbeit von zu Hause aus eine neue Erfahrung für viele Büroangestellte. Doch wie gehen Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit dieser Situation um? Zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Censuswide haben wir 1000 deutsche Angestellte im Homeoffice befragt, um deren Situation und die Vor- und Nachteile der Telearbeit herauszufinden. Die überraschenden Ergebnisse präsentieren wir hier.

Arbeitgeber waren gröSStenteils gut vorbereitet

Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland eher schlecht ab, wenn es um die Digitalisierung geht, und Heimarbeit ist bei uns eher eine Rarität. Daher ist die Überraschung groß, dass fast 9 von 10 (88,3 %) Arbeitgebern gut auf die Arbeit im Homeoffice vorbereitet waren. Ganze 92 % der Arbeitnehmer wurden oder werden dabei mit Laptop, Maus, Ordern und Co. versorgt, welche sie für die Arbeit von zu Hause aus brauchen. Am besten scheinen Arbeitgeber in Hamburg mit der Situation umzugehen; hier sagen ganze 98 % der Arbeitnehmer, ihr Unternehmen war gut oder sehr gut vorbereitet und 96 % haben jegliche Ausrüstung, die sie für produktive Arbeit brauchen. Probleme gab es vorwiegend in Unternehmen mit vielen Angestellten: In Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten sagt knapp jeder Siebte (14,8 %), dass ihr Arbeitgeber nicht gut vorbereitet war.

Produktivität & Management im Homeoffice

Die Arbeit im Homeoffice bringt leider auch Probleme mit sich: Die Betreuung der Kinder, unzuverlässiges Internet und die bessere Hälfte können unsere Produktivität und Kommunikationsfähigkeit beeinflussen. Jedoch haben Arbeitnehmer auch die Möglichkeit, sich Arbeitszeiten und Pausen besser einzuteilen und nervigen Kollegen und meckernden Managern zu entkommen. Haben diese Faktoren insgesamt also einen positiven oder einen negativen Effekt auf die Produktivität und wie steht es um die Beziehung zu den eigenen Vorgesetzten?

Tatsächlich sagt knapp ein Drittel (32 %) der Arbeitnehmer aus, dass sie sich im Homeoffice produktiver fühlen. Vor allem die jüngste Generation unter Angestellten, die 16-24-Jährigen, sind hier mit 35 % vertreten, während sich nur 20 % der über 55-Jährigen daheim produktiver fühlen. Auch die Kommunikation mit Kollegen fällt jüngeren Generationen leichter, doch selbst diese stimmen zu, dass Kommunikation im Homeoffice insgesamt schlechter ausfällt. Ganze 38 % der Arbeitnehmer sagen aus, dass sie derzeit weniger effizient mit Kollegen kommunizieren als im Büro. Leider wirkt sich dies auch auf die Mitarbeiterführung aus; hier sagen 26 %, dass diese sich im Homeoffice verschlechtert hat. Es sind erneut jüngere Arbeitnehmer im Alter von 16–34, die weniger Schwierigkeiten damit haben. Von diesen sagt sogar fast jeder Zweite (47,2 %), dass sie sich ohne Vorgesetzte im selben Büro produktiver fühlen.

Viele Probleme der Telearbeit sind vor allem in größeren Unternehmen stärker ausgeprägt. Jeder siebte Arbeitsplatz war nicht gut vorbereitet, was sich auch in Produktivität und Motivation der Belegschaft widerspiegelt. Während die Produktivität von Mitarbeitern in kleineren Unternehmen zugenommen hat, sagen 34 % der Angestellten in Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, dass sie sich weniger produktiv fühlen. An Arbeitsplätzen mit mehr als 100 Angestellten geben ganze 32 % sogar an, dass sich die Arbeitsmoral der Belegschaft im Homeoffice spürbar verschlechtert hat.

Darüber hinaus sagte jeder zweite Angestellte eines Unternehmens mit weniger als 100 Mitarbeitern, keine Probleme bei der Umstellung zum Homeoffice gehabt zu haben. In Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern hingegen gaben fast zwei Drittel (64 %) an, vor großen Herausforderungen zu stehen. Das hatten diese Angestellten zu ihren Problemen zu sagen:

l   „Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen ist beinahe unmöglich.“

l   „Kommunizieren ist nicht möglich.“

l   „Manche Prozesse waren nicht auf Homeoffice ausgelegt und behindern meine Arbeit.“

l   „Viele haben Probleme mit ihrer Technik und stabilen Verbindungen.“

Einflüsse auf die Produktivität

Seien es laute Nachbarn, die eigenen Kinder oder die Katze, die ständig auf dem Schreibtisch schlafen will; selbst wenn wir nervigen Kollegen entkommen können, bietet das Homeoffice seine ganz eigenen Ablenkungen – sollte man denken. Überraschenderweise sehen viele deutsche Arbeitnehmer diese Faktoren jedoch nicht als störend, sondern fühlen sich tatsächlich produktiver! Während 19 % der Arbeitnehmer Nachbarn als negativen Einfluss auf die Produktivität sehen, sind ein Drittel (33,2 %) dankbar für ihre hilfreichen Nachbarn und fühlen sich produktiver. Ähnliches gilt für Kinder bis zu 12 Jahre alt. Ein Fünftel hat Schwierigkeiten mit der Kinderbetreuung im Homeoffice, doch knapp 30 % fühlen sich produktiver, wenn sie eng mit ihrer Familie verbunden sind. Interessanterweise sind es vorwiegend Männer, die ihre Kinder als Hilfe für die Produktivität sehen, während die Kinderbetreuung scheinbar auf Mütter fällt, welche aussagen, wesentlich weniger produktiv aufgrund ihrer Kinder zu sein.

Auch Haustiere und die bessere Hälfte haben einen vorwiegend positiven Einfluss auf unsere Produktivität: Ganze 42 % fühlen sich dank ihrer zwei- und vierbeinigen Gefährten produktiver. Nur 13 % sagen aus, dass flauschige Gefährten auf der Tastatur ein Problem darstellen. Selbst der stetig verfügbare Kühlschrank und Snacks in der Küche haben gute Auswirkungen auf unsere Produktivität: Während 19 % sich davon abgelenkt fühlen, ist mehr als jeder Zweite (51,8 %) produktiver, wenn sie den kleinen Hunger zwischendurch bekämpfen können. Die Möglichkeit der freien Einteilung kleinerer Pausen hat sogar einen noch größeren Effekt: Ganze 65 % der Arbeitnehmer fühlen sich produktiver, wenn sie sich regelmäßig eine Verschnaufpause gönnen können und 48 % sind effizienter mit ihrem Zeitmanagement daheim. Genauso sehr freuen Angestellte sich darüber, dass sie endlich dem Pendlerverkehr entkommen können. Auch hier sagen 65 % aus, dass sie sich produktiver fühlen, wenn sie nicht ins Büro pendeln müssen.

Homeoffice auch in Zukunft?

Wägt man Vor- und Nachteile der Arbeit von zu Hause aus ab, stellt sich die Frage, ob man diese auch nach den Beschränkungen fortsetzen möchte. Während sich viele Arbeitnehmer produktiver im Homeoffice fühlen, leiden Kommunikation und Mitarbeiterführung in vielen Fällen. Dennoch möchte mehr als die Hälfte (50,1 %) deutscher Arbeitnehmer auch in Zukunft aus dem Homeoffice arbeiten. Die Option, Telearbeit mit Arbeit im Büro zu kombinieren ist noch beliebter und kommt bei 60,8 % der Arbeitnehmer gut an.

Interessanterweise sind es gerade die jüngeren Generationen, die lieber im Büro arbeiten: Ganze 55,5 % der 16-24-Jährigen sagen aus, dass sie lieber im Büro arbeiten – obwohl sie im Homeoffice produktiver sind und ungern im selben Gebäude wie die Vorgesetzten arbeiten. Könnte es also sein, dass jüngere Generationen den direkten Kontakt mit Kollegen und Frollegen vermissen?

Im Gegensatz zu ihren jüngeren Kollegen bevorzugt die Generation 45+ die Arbeit von zu Hause aus, obwohl sie sich dort weniger produktiv fühlen. Knapp 70 % der Angestellten über 34 würden nach einer Lockerung gerne die Arbeit im Homeoffice mit der Arbeit im Büro verbinden, während nur 57 % der 16-34-Jährigen daran interessiert sind.

Die Erfahrung mit dem Homeoffice ist für jeden unterschiedlich – während viele Deutsche zum ersten mal größere Erfahrungen mit Telearbeit machen, sehen sich viele Arbeitnehmer auch mit ungewohnten Problemen konfrontiert. Es stellt sich lediglich die Frage, ob deutsche Unternehmen auch in Zukunft die Arbeit aus dem Homeoffice erlauben und inwiefern die bisherigen Probleme bis dahin ausgebügelt werden können.

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