Umweltschutz im Büro: 84% finden, es besteht Handlungsbedarf

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Seit Greta Thunberg und den “Fridays for Future” ist die Klimakrise und das Thema Nachhaltigkeit so präsent wie nie, sowohl im Privatleben als auch in der Geschäftswelt. Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll eine repräsentative Studie unter 1000 deutschen Arbeitnehmern durchgeführt, um herauszufinden, wie die Deutschen ihren Arbeitgeber im Hinblick auf Nachhaltigkeit einstufen, und was sie selbst bereit sind in puncto Umweltschutz im Büro und im Alltag zu tun.

Knapp ein Drittel wünscht sich mehr Beteiligung von der Geschäftsleitung

23,5 % der Befragten gab an, dass ihr Arbeitgeber nichts für den Umweltschutz tut oder dass nicht klar ist, ob und wie sich die eigene Firma für den Umweltschutz engagiert. Zwar verwenden laut Umfrage 38 % der Büros Recyclingpapier, doch nur knapp jedes dritte Unternehmen verfüge über ein Abfallentsorgungssystem.  Dabei liegt Deutschland im weltweiten Vergleich mit 250 kg pro Jahr auf Platz 4 was den Papierverbrauch angeht. Einem Umweltmanagementsystem folge laut Angaben sogar nur jedes fünfte Unternehmen. Schlusslicht dabei ist der öffentliche Sektor: 36 % der Befragten sagten, ihr Unternehmen leiste keinen Beitrag zum Umweltschutz in Form eines Umweltmanagementsystems. Bei produzierendem Gewerbe/Industrie waren es im Gegensatz dazu nur 10 %.

Erstaunlicherweise glauben ganze 70 %, dass Klimaschutz keine Priorität für ihren Arbeitgeber hat. Dabei ergab die Studie, dass es sich für Unternehmen auszahlt, in den Umweltschutz zu investieren: Fast die Hälfte der Befragten würde einen potenziellen Arbeitgeber auf deren Haltung in Bezug auf Nachhaltigkeit prüfen, bevor sie sich auf eine dort ausgeschriebene Stelle bewerben. Knapp zwei Drittel sagten, fehlender Respekt und Einsatz für Nachhaltigkeit durch den Arbeitgeber sei ebenso schlimm wie Integration und Vielfalt am Arbeitsplatz zu ignorieren. 58 % würden sich motivierter bei einem klimaneutralen Arbeitgeber fühlen, 56 % produktiver.

Es ist daher wenig überraschend, dass jeder zweite Arbeitnehmer mehr Engagement vonseiten des Arbeitgebers im Hinblick auf den Umweltschutz erwartet. Auf die Frage, was ihrer Meinung nach geschehen müsste, damit der eigene Arbeitsplatz umweltfreundlicher wird, antworteten 33 %, dass mehr Zuschüsse erforderlich wären, während sich knapp ein Drittel (31,5 %) mehr Engagement der Geschäftsleitung wünschen.

Der Klimaexperte Dr. Michael Bilharz vom Umweltbundesamt deutet dies als wichtige Botschaft, „dass in Unternehmen noch viel Luft nach oben ist in Sachen Einbezug der Mitarbeiterebene in Umweltanstrengungen.“

133 der 1000 Befragten sehen schwarz statt grün: Über 10 % glauben, dass ihr Arbeitgeber unter keinen Umständen jemals umweltfreundlicher werden würde – das grüne Büro bliebe somit unerreicht.

Wissen (oder Geld?) ist Macht

Knapp 40 % der Befragten waren sich einig, dass ihr Arbeitgeber nichts in puncto Aufklärung zum Thema Umweltschutz tut und seine Mitarbeiter in keiner Weise zu dieser Thematik informiert. Gleichzeitig würden aber nur 11 % der Arbeitnehmer zu dieser Aufklärung beitragen und eine CO2-Gruppe am Arbeitsplatz gründen oder einer bestehenden Gruppe beitreten. Mehr als ein Viertel geben zu, dass sie schlichtweg nicht wissen, was sie noch tun können, um zum Klimaschutz beizutragen.

Die Umfrage ergab weiterhin, dass ein Teil der Arbeitnehmer dem Thema skeptisch gegenübersteht: 14 % der Befragten glauben nicht an den vom Menschen verursachten Klimawandel. 15 % würden sich mehr für den Umweltschutz engagieren, wenn sie stichhaltige Beweise hätten, dass die globale Erderwärmung vom Menschen verursacht ist.

Neben einem Mangel an Wissen zum Thema Klimaschutz schien Geld ein entscheidender Faktor zu sein: 40 % wünschten sich, ein grüner Lebensstil sei günstiger und 22 % sagten, sie könnten sich einen nachhaltigeren Lebensstil einfach nicht leisten.

Unserer Studie zufolge ändern Menschen ihre Einstellung zum Klimaschutz nicht, wenn sie Kinder haben. Selbst wenn sie wüssten, dass sich die Lebensqualität für künftige Generationen verbessern würde, wären nur 24 % der befragten Eltern bereit, sich jetzt mehr für den Umweltschutz einzusetzen. Nur 6 % der kinderlosen Befragten würden mehr tun, wenn sie Kinder hätten.

Mit kleinen Schritten Richtung Klimaschutz

In Bezug auf ihr Privatleben zeigten sich dennoch 80 % der Befragten bereit, ihren Lebensstil zu verändern, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Ein Großteil der Befragten würde der Umwelt zuliebe folgende Veränderungen vollziehen:

  • kurze Distanzen in Zukunft zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen (57%)
  • Mülltrennung/Recycling auf der Arbeit (46 %)
  • Einwegkunststoffe aufgeben (44 %)
  • Biolebensmittel kaufen (41 %)

Diese Veränderungen jedoch nicht den gewünschten Effekt: Nach Berechnungen der Unternehmensberatung A-T Kearney würde  die Pro-Kopf-Emission von CO2 um nur 3 kg jährlich sinken, wenn wir Einwegkunststoffe verzichten  (bei durchschnittlich 11 Tonnen CO2-Verbrauch pro Person pro Jahr).

Nur wenige wären bereit, drastischere Veränderungen in Bezug auf ihren Lebensstil zu akzeptieren:

  • 21 % würden auf den Konsum von Fleisch verzichten
  • 19 % würden ihr Diesel-/Benzinauto aufgeben
  • 10 % würden in ein kleineres Zuhause umziehen

A.T Kearneys Berechnungen zufolge würde der Verzicht von Fleisch eine Ersparnis von 790 kg CO2 pro Person bedeuten, was bei 11 Tonnen jährlich durchaus einen beachtlichen Unterschied machen würde. Zum Vergleich: auf einen Flug im Jahr verzichten spart 680 kg CO2 ein.

Kritisch gegenüber Klimakompensation

Ein drastischer Lebenswandel ist für die wenigsten möglich. Die einfachste und schnellste Methode, klimaneutral zu leben, ist es laut unserem Experten Dr. Michael Bilharz, den eigenen CO2-Fußabdruck zu kompensieren. Er empfiehlt dafür Organisationen wie Atmosfair oder MyClimate. Für eine Zahlung von ca. 250 € im Jahr werden genug Projekte unterstützt, um die durchschnittlich 11 Tonnen Treibhausgasemissionen eines Deutschen an anderer Stelle zu vermeiden.

8,3 % unserer Befragten gaben an, bereits 250 € im Jahr zu zahlen, um ihren CO2-Fußabdruck zu kompensieren. Knapp 20 % möchten es in Zukunft tun. Fast jeder Vierte würde Geld für die Klimakompensation ausgeben, wenn es einen Zuschuss vom Arbeitgeber dazu gäbe. Fast die Hälfte jedoch wären nicht bereit, diese Zahlung zu tätigen.

Was hält die Befragten davon ab? Auf diese Frage teilten sich die Meinungen:

  • 43 % finden es zu teuer
  • 43 % finden, sie sollten für diese Zahlung nicht verantwortlich sein
  • 39 % vertrauen der Klimakompensation nicht
  • 17 % gaben zu nicht zu verstehen, wie die Klimakompensation funktioniert

Geschlechterspezifische Unterschiede

Beim direkten Vergleich der Geschlechter ergaben sich interessante Tendenzen. Verallgemeinert lässt sich sagen, dass Geld der größte Faktor ist, der Frauen nach eigenen Angaben daran hindert, aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Bei Männern hingegen legen die Ergebnisse der Studie  mangelndes Verantwortungsbewusstsein und Hintergrundwissen zum Thema nahe. So sind Männer skeptischer, was Klimakompensation angeht (44 % vertrauen nicht darauf, verglichen mit 32 % der Frauen). Einer von 6 Männern glaubt tatsächlich nicht an den vom Menschen verursachten Klimawandel, bei Frauen sind es nur halb so viele.

In Bezug auf ihren Lebensstil wären Männer am ehesten dazu bereit, der Umwelt zuliebe Produkte der höchsten Energieeffizienzklassen zu kaufen (41 %). Für Frauen steht dagegen die Vermeidung von Einwegkunststoffen an erster Stelle (47 %).

In puncto Transport sind sich die Geschlechter relativ einig:

  • Kurze Strecken wollen mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden (60 % der Frauen vs. 55 % der Männer).
  • Ganz auf das Auto verzichten würden 18 % der Frauen und 19 % der Männer.
  • Der Umwelt zuliebe in keinen Flieger mehr steigen würden 20 % der Frauen und 17 % der Männer.

Riesige Unterschiede gab es in puncto Ernährung: Knapp 28 % der befragten Frauen würden der Umwelt zuliebe auf Fleisch verzichten, bei Männern sind es nur 15 %. Fast jede Zweite (43 %) würde auf tierische Produkte verzichten, bei Männern sind es nur 28 %. Über ein Drittel der Männer ist nicht bereit, den Ernährungsstil in irgendeiner Weise zu ändern, bei Frauen sind es dagegen nur knapp ein Viertel.

Junger Optimismus

Die Studie zeigte außerdem einen großen Unterschied zwischen den Generationen, sowohl was den Wissensstand als auch die Bereitschaft, Opfer zu bringen angeht. Dennoch sind Generation Z & Co. optimistischer:

  • Nur 4 % der Arbeitnehmer aus der Generation Z (22 Jahre und jünger) glauben, dass der eigene Arbeitsplatz niemals grüner werden wird, bei den Baby Boomern (55 bis 73 Jahre), sind es 20 %, die schwarz statt grün sehen.
  • 93 % der “Gen Z” sind der Meinung, ihr Arbeitgeber sollte mehr für den Umweltschutz tun, verglichen mit 75 % der Baby Boomer.
  • 38% der Generation Z glaubt, dass Wissen der Schlüssel zu einem grüneren Arbeitsplatz ist; nur 24% der Baby Boomer teilen diese Meinung.

An erster Stelle stehen bei den über 22-Jährigen finanzielle Zuschüsse als Lösung, den Arbeitsplatz umweltfreundlicher zu gestalten. Auch was die Klimakompensation angeht sind die Jüngeren mutiger als die Älteren: Anhänger der Generation Z kompensieren ihren CO2-Fußabdruck dreimal so häufig wie Baby Boomer, obwohl Baby Boomern statistisch gesehen mehr Geld zur Verfügung steht.

Der eigene Beitrag wird unterschätzt

Die Studie ergab außerdem, dass ein Großteil der deutschen Beschäftigten den eigenen Anteil am Klimawandel unterschätzt. Knapp ein Drittel der Befragten glauben, dass sie die Umwelt nicht stark belasten. 27 % gaben an, bereits klimaneutral zu leben (zur Erinnerung: Nur 8 % kompensieren derzeit ihren CO2-Fußabdruck).

Nichtsdestotrotz sicherten 3 von 4 Befragten zu, in den kommenden 12 Monaten die eigene Umweltbelastung aktiv zu reduzieren. Der Großteil bezieht sich hierbei auf das Privatleben (62 %), während 23 % angaben, sie würden ihren Arbeitgeber ermutigen, sich mehr für den Umweltschutz einzusetzen.

Alles in allem besteht also durchaus Grund zur Hoffnung auf eine grüne Zukunft!

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